Tag 55 bis 61

Nun haben wirs geschafft, schon von vielen Leuten motivierende Berichte gehört, dann einmal verschieben müssen, sodass die Freude um so größer war. Der “Abel Tasman Coast Track” stand auf der Liste, knapp 40 km lang und von Riverside aus 30 Minuten Autofahrt entfernt (witzigerweise ist eine andere Autobesatzung zur selben Zeit aufgebrochen um  auf dem 45 Minuten Autofahrt entfernten Mount Arthur einen Schneemann zu bauen). Kurz etwas geschichtliches: Im Jahre 1642 erreichte der Holländer Abel Tasman als erster Erkunder die Südinsel, wurde aber nach einem Gefecht zu Wasser von den Maoris verjagt ohne Land betreten zu haben, er glaubte zuvor an der Westküste Südamerikas gelandet zu sein. Erst James Cook tat dies 100 Jahre später, er kam allerdings 1769 an der Ostküste der Nordinsel an und fing an die Insel übe die nächsten Jahre zu kartografieren. Soviel dazu, jetzt zu uns: zu aller erst gings zum NewWorld um Lebensmittel zu kaufen,es darf nicht zu viel sein, allerdings auch nicht zu wenig, es muss leicht sein, also alles was trocken ist und ne Menge Engergie mitbringt, denn man muss ja schließlich alles schleppen. Es ist nun nicht so das wir die Zahnbürstenhälse abschneiden um Gewicht zu sparen, aber nach einigen Stunden laufen denkt man, jedes unnütze Gramm spüren zu können (auch der Tabak kostet hier 40 Dollar ->25€ und das zahlen wir auch, also warum da knausern, wir sind ordentliche Wanderer…) Anschließend sind wir zur Touriinfo gefahren um die Zeltplätze zu buchen, das klingt vielleicht etwas langweilig, macht aber hier einfach Sinn, auch in anbetracht der Geldbuße für unerlaubtes campen. Die Nationalparks sind einfach sehr schön und das kommt nicht von ungefähr denn es bedarf gewisser Mittel um das so zu schaffen und auch Reglements um es zu erhalten (könnten alle Wanderer überall laufen, campen, usw., würde es mit Sicherheit an einigen Punkten nicht so sauber und unberührt aussehen, soviel also dazu…).
Danach schnell Rucksäcke gepackt, Schuhe angeschnallt und ab gings. Was dann kommt lässt sich schwer in Worte fassen, besser ist an dieser Stelle die Bilder sprechen zu lassen. Die Wege laufen sich wirklich gut, man merkt dort eben genau das es kein Backcountry-Track ist, sondern ein recht populärer und gut ausgebauter der von fast allen Alterstufen bewältigt werden kann (ausser von Jan und Gnom, (haha – Anm. des Uploaders). So findet man regelmäßig Tafeln mit Kilometer- und Zeitangabe zum nächsten Teilstück, verlaufen ist also fast unmöglich – was jedoch nicht heisst das es unanstrengend ist, einige Höhenmeter sind schon zu überwinden und  jeden Tag standen ca 12 km an, da schlägt der Puls schon mal dreistellig.
Ein gewisses Abenteuer brachten uns auch die Tide, dies verhält sich ähnlich wie Ebbe und Flut (in den Buchten und am Strand ist also mal Wasser und mal nicht, teilweise kann man über Umwege auch einen hohen Tidenstand umgehen). Manchmal muss man auch warten oder die Schuhe ausziehen, Hose hochkrämpeln und durch. So ging es mir am letzen Tag, die Zeit im Nacken, warten ging somit nicht, also blieb nur “Oberschenkelhoch” durchs Wasser zu laufen. Wir haben Leute gesehen die hüfthoch im Wasser standen, das macht schon Spass. Jedoch fing ich da erstmalig an, die Sinnhaftigkeit meiner Wanderstiefel mit mir zu diskutieren (ja wenn man allein läuft diskutiert man das mit sich selbst aus, es bleibt ja nichts weiter übrig). Das Ganze resultierte aus einer Odyssee beim Blasen aufstechen von Gnoms Fußzehen sowie Jans anhaltenden Knieproblemen, somit brachen sie nach 25km am Bark Bay ab und fuhren einen Tag eher zurück. Ich verbrachte noch einen schönen Abend like Robinson Cruso am Strand und lief den Rest allein. Zurück gings mit dem Wassertaxi, ein Schnellbot mit ordentlich Schub. Teilweise so, dass das Buck in der Luft war und anschließend aufs Wasser knallte. Geil.
Den Rückweg versuchte ich mal mit Trampen zu bewältigen, das nennt sich hier Hitchhiken. Einige aus dem Hostel reisen nur so durch Neuseeland. Und siehe da, auf einem Parkplatz stand ein langlodiger Hippi mit einem alten, gammligen Bus, welcher in Deutschland wahrscheinlich schon zum dritten mal keine TÜV mehr erhalten hätte. Ihn frug ich und er schien sowas zu sagen wie “Kein ding alter, steig ein”. Das letzte Stück noch mit einer Frau and Thats It. Also wirklich eine gute Möglichkeit um von a nach b zu kommen, da sieht man wieder mal wie herzlich und offen die Menschen hier sind.
Und was geht sonst so? Ich habe mit dem Wwoofen aufgehört um mehr Zeit zu haben mir die Umgebung anzusehen. Gnom und Jan Wwoofen weiterhin und helfen im Garten mit. Zum Beispiel Karotten ausdünnen, Porree pflanzen, Tomaten und Kartoffeln ernten.
Ansonsten merkt man an den Nachttemperaturen schon teilweise, das der Sommer zu neige geht. Am Tage ist es schon noch angenehm bis superwarm aber sobald die Sonne weg ist wirds kühler. Und nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise, ….den Rest kennt man ja. Vor diesem Hintergrund sehen wir die letzen Tage in der Community und machen uns bald auf in Richtung Süden. Sicher werden wir nochmal hierher zurückkommen, aber der Süden ist groß. Bis Queenstown sind es 600km und da gibts viel zu sehen. Solch einen Fastroadtrip wie im Norden wollen wir nicht hinlegen, sondern die Orte auch genießen und an schönen Punkten etwas verweilen. Die Community ist schon wie zu einer kleinen Familie zusammengewachsen, wir haben schon viel gemeinsam erlebt und man kennt sich gut. Das macht das Losfahren nicht leicht vermute ich mal. Aber was solls, tolle Menschen gibts hier überall. Das ist ja das Gute. (Hier mal der harte Riverside-Kern: Gal-Israel, Mael-France, Jarda-Tschechien, Ilil-Israel, James-New Zealand, Janine-New Zealand, Nicola-England, Betty-Österreich, Felix-Germany, Katrina-Germany und einige andere die kommen und gehen, insgesamt kommen wir denke ich auf immer mal 20 Leute.) Es kommt teilweise schon vor das man Leute in der Stadt trifft die man kennt oder als ich kürzlich inmitten der Orchards saß kam ein Radfahrer aus der Kommune, fasst schon etwas heimisch.
Gestern was wiedert mal eine Dancehall-Session, diesmal aber nicht so weit weg, sondern nur 10 min. zu Fuß von hier entfernt. Überrascht stellten wir bei der Ankunft fest das sich Auto an Auto reihte, rechneten wir doch eher mit einer ähnlichen Resonanz wie vor 3 Wochen an der Golden Bay.  Die Menge der Vans allerdings ließ erahnen das sicher 90% Durchreisende oder Backpacker waren, somit kamen wir uns dann schon etwas vor wie auf einer Dochdisko (wenn auch dieser Begriff der Party nicht gerecht wird, schon aufgrund der liebevollen Dekoration und Organisation von Leuten aus der Gemeinschaft hier). Insgesamt waren zu Stoßzeiten sicher 140 Leute da, für Neuseeland und   der Lage sicher eine überragende Zahl. Diese tanzen, quatschten, tranken – es wirkte schon sehr europäisch…Gegen 2 Uhr war dann Schluss für uns, noch etwas Nachtspeise in der Küche und ab ins Bett. Heute ist leider ein total verregneter Tag, schön blöd wenn das gerade auf den Sonntag fällt wo das doch der einzig freie Tag für die Erntehelfer ist. Statt Strand und Sonne gabs ersatzweise Eierkuchenfrühstück zu Mittag, Schlagzeug spielen und (endlich) Herr der Ringe Teil 1 (mit den Hobbitszenen aus Matamata) für alle auf einem großen Bildschirm, fetzt!

Eine Antwort auf „Tag 55 bis 61“

  1. Es wäre cool, wenn immer der Autor des Beitrags dabei steht. 🙂

    Schreibt ruhig mehr übers Essen, Wetter und den allgemeinen Tagesablauf.
    Preise von Sprit und anderen Luxusgütern wären auch interessant.

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