Tag 76 Dunedin

Draussen regnet es in Strömen, Julia und ich fanden Unterschlupf in der Bibliothek und lesen / surfen. Da unsere Motivation lange Texte zu schreiben arg nachgelassen hat und ich auch mit meinem letzten sehr unzufrieden bin (ich finde er spiegelt nich wirklich das wieder wie es wirklich war bzw gibt einen völlig falschen Gesamteindruck ab) haben wir beschlossen diese nur sporadisch einzustellen bzw von Zeit zu Zeit paar Fotos hochzuladen sodaß auch bei der Wiederkehr genug zum erzählen bleibt. Bis dahin versuche ich mich an einer Google Maps Route für den Blog, ist allerdings schwieriger als erwartet…wir werden sehen.

EDIT: aufgegeben, unsere bisherige Route könnt ihr aber hier nachvollziehen (oder in Zukunft wenn ihr af die kleine Karte klickt)

News

Wir haben uns mittlerweile entlang der Westküste knapp 1000km bis Wanaka vorgeschlängelt, Strände und Gletscher am selben Tag gesehen und brechen nachher auf um Queenstown zu erreichen.Da es einiges zu schreiben gibt dauert der Text noch eine Weile,Patrick hat aber am Sonntag einen Kommentar unter den letzten Artikel gesetzt.

Tag 65

Nun sitze ich hier bei schönsten Sommerwetter im Park in Motueka und lasse die letzten paar Wochen noch einmal Revue passieren. Ein besserer Start ins Wwoofing hätte uns eigentlich gar nicht passieren können. Angekommen, vorgestellt, Zusage erhalten und über die 35 Tage einen ganzen Haufen Menschen um sich herum gehabt, welche wir in der nächsten Zeit ganz sicher vermissen werden. Diese Woche passierte an sich nicht außergewöhnlich viel, Patrick war am angrenzenden Kahurangi Nationalpark wandern, ich nutze die Tage zum erkunden der Umgebung per pedes sowie zum Brot backen und Julia säte, erntete, dünnte aus… Gestern verließ uns Betti um wieder gen Heimat nach Österreich zu fliegen, der Rest der Bande ist den ganzen Tag am Obst ernten und abends demnach ordentlich fertig (um das mal bisschen zu erläutern: mit einem umgeschnallten Korb geht es die Leiter bis zu 3 Meter hoch auf den Baum, der Korb wiegt gefüllt um die 20kg. Bezahlt wird man per „bin“, also pro vollen Kisten welche 500kg fassen – es gibt dafür 30$, umgerechnet 19€. Im Durchschnitt machen die sogenannten „Picker“ am Tag 2bins voll da man die Früchte vorher mit dem Auge nach Farbe und Grösse selektieren muss). Daniel, der seit 16(!) Jahren dies seinen Job nennen darf schafft am Tag um die 5-7bins, reist nach vollendeter Apfelerntesaison weiter, um im Rest des Landes sowie in Australien und Kanada zu „picken“… irgendwann will er sich vom Gesparten ein Stück Land in Australien kaufen.

Um die Kostenfrage zu beantworten:
das Essen an sich ist schon einen kleinen Ecken teurer als in Deutschland, insbesondere Fleisch was  aber nicht weiter stört denn schmecken tut das hier alles nicht, bei Luxusgütern wie Alkohol und insbesondere Tabak wird ordentlich zugelangt (dafür hatte ich aber „Glück“ als meinen Laptop nicht mehr wollte, für das Asus Netbook habe ich vergleichsweise günstige 250€ hingelegt). Benzin dagegen liegt momentan bei 2,15$ ( ca 1,35€), dafür frisst der Van aber auch bis zu 10Liter aufwärts per 100km. Die Auswirkungen bekommen wir dann wieder im vollen Maße ab morgen mit, bislang haben wir fast alles  Essen aus dem Garten beziehen können, zukünftig steht wieder täglich die Frage nach den beiden o.g. plus nach der Nächtigung an…Wie dem auch sei, die Sachen sind zum Teil schon gepackt und ich habe mir vorsichtshalber eben ein paar Handschuhe gekauft denn es wird in den höheren Lagen ganz sicher nicht so angenehm sein wie gerade hier, dem sonnigsten Flecken Neuseelands, wo mildes Ozeanklima die Temperaturen bestimmt und die Berge im Westen den Regen abfangen. Heute Abend gibt es noch ein kleines Abschiedsdinner, morgen dann heisst es „Good Bye Riverside“, wir sehen uns ganz sicher wieder!

Achso: ich = Jan, es sei denn das Wort „Gnom“ kommt im Text vor – dann schreibt Patrick (und meint damit Julia 😉

Tag 55 bis 61

Nun haben wirs geschafft, schon von vielen Leuten motivierende Berichte gehört, dann einmal verschieben müssen, sodass die Freude um so größer war. Der “Abel Tasman Coast Track” stand auf der Liste, knapp 40 km lang und von Riverside aus 30 Minuten Autofahrt entfernt (witzigerweise ist eine andere Autobesatzung zur selben Zeit aufgebrochen um  auf dem 45 Minuten Autofahrt entfernten Mount Arthur einen Schneemann zu bauen). Kurz etwas geschichtliches: Im Jahre 1642 erreichte der Holländer Abel Tasman als erster Erkunder die Südinsel, wurde aber nach einem Gefecht zu Wasser von den Maoris verjagt ohne Land betreten zu haben, er glaubte zuvor an der Westküste Südamerikas gelandet zu sein. Erst James Cook tat dies 100 Jahre später, er kam allerdings 1769 an der Ostküste der Nordinsel an und fing an die Insel übe die nächsten Jahre zu kartografieren. Soviel dazu, jetzt zu uns: zu aller erst gings zum NewWorld um Lebensmittel zu kaufen,es darf nicht zu viel sein, allerdings auch nicht zu wenig, es muss leicht sein, also alles was trocken ist und ne Menge Engergie mitbringt, denn man muss ja schließlich alles schleppen. Es ist nun nicht so das wir die Zahnbürstenhälse abschneiden um Gewicht zu sparen, aber nach einigen Stunden laufen denkt man, jedes unnütze Gramm spüren zu können (auch der Tabak kostet hier 40 Dollar ->25€ und das zahlen wir auch, also warum da knausern, wir sind ordentliche Wanderer…) Anschließend sind wir zur Touriinfo gefahren um die Zeltplätze zu buchen, das klingt vielleicht etwas langweilig, macht aber hier einfach Sinn, auch in anbetracht der Geldbuße für unerlaubtes campen. Die Nationalparks sind einfach sehr schön und das kommt nicht von ungefähr denn es bedarf gewisser Mittel um das so zu schaffen und auch Reglements um es zu erhalten (könnten alle Wanderer überall laufen, campen, usw., würde es mit Sicherheit an einigen Punkten nicht so sauber und unberührt aussehen, soviel also dazu…).
Danach schnell Rucksäcke gepackt, Schuhe angeschnallt und ab gings. Was dann kommt lässt sich schwer in Worte fassen, besser ist an dieser Stelle die Bilder sprechen zu lassen. Die Wege laufen sich wirklich gut, man merkt dort eben genau das es kein Backcountry-Track ist, sondern ein recht populärer und gut ausgebauter der von fast allen Alterstufen bewältigt werden kann (ausser von Jan und Gnom, (haha – Anm. des Uploaders). So findet man regelmäßig Tafeln mit Kilometer- und Zeitangabe zum nächsten Teilstück, verlaufen ist also fast unmöglich – was jedoch nicht heisst das es unanstrengend ist, einige Höhenmeter sind schon zu überwinden und  jeden Tag standen ca 12 km an, da schlägt der Puls schon mal dreistellig.
Ein gewisses Abenteuer brachten uns auch die Tide, dies verhält sich ähnlich wie Ebbe und Flut (in den Buchten und am Strand ist also mal Wasser und mal nicht, teilweise kann man über Umwege auch einen hohen Tidenstand umgehen). Manchmal muss man auch warten oder die Schuhe ausziehen, Hose hochkrämpeln und durch. So ging es mir am letzen Tag, die Zeit im Nacken, warten ging somit nicht, also blieb nur “Oberschenkelhoch” durchs Wasser zu laufen. Wir haben Leute gesehen die hüfthoch im Wasser standen, das macht schon Spass. Jedoch fing ich da erstmalig an, die Sinnhaftigkeit meiner Wanderstiefel mit mir zu diskutieren (ja wenn man allein läuft diskutiert man das mit sich selbst aus, es bleibt ja nichts weiter übrig). Das Ganze resultierte aus einer Odyssee beim Blasen aufstechen von Gnoms Fußzehen sowie Jans anhaltenden Knieproblemen, somit brachen sie nach 25km am Bark Bay ab und fuhren einen Tag eher zurück. Ich verbrachte noch einen schönen Abend like Robinson Cruso am Strand und lief den Rest allein. Zurück gings mit dem Wassertaxi, ein Schnellbot mit ordentlich Schub. Teilweise so, dass das Buck in der Luft war und anschließend aufs Wasser knallte. Geil.
Den Rückweg versuchte ich mal mit Trampen zu bewältigen, das nennt sich hier Hitchhiken. Einige aus dem Hostel reisen nur so durch Neuseeland. Und siehe da, auf einem Parkplatz stand ein langlodiger Hippi mit einem alten, gammligen Bus, welcher in Deutschland wahrscheinlich schon zum dritten mal keine TÜV mehr erhalten hätte. Ihn frug ich und er schien sowas zu sagen wie “Kein ding alter, steig ein”. Das letzte Stück noch mit einer Frau and Thats It. Also wirklich eine gute Möglichkeit um von a nach b zu kommen, da sieht man wieder mal wie herzlich und offen die Menschen hier sind.
Und was geht sonst so? Ich habe mit dem Wwoofen aufgehört um mehr Zeit zu haben mir die Umgebung anzusehen. Gnom und Jan Wwoofen weiterhin und helfen im Garten mit. Zum Beispiel Karotten ausdünnen, Porree pflanzen, Tomaten und Kartoffeln ernten.
Ansonsten merkt man an den Nachttemperaturen schon teilweise, das der Sommer zu neige geht. Am Tage ist es schon noch angenehm bis superwarm aber sobald die Sonne weg ist wirds kühler. Und nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise, ….den Rest kennt man ja. Vor diesem Hintergrund sehen wir die letzen Tage in der Community und machen uns bald auf in Richtung Süden. Sicher werden wir nochmal hierher zurückkommen, aber der Süden ist groß. Bis Queenstown sind es 600km und da gibts viel zu sehen. Solch einen Fastroadtrip wie im Norden wollen wir nicht hinlegen, sondern die Orte auch genießen und an schönen Punkten etwas verweilen. Die Community ist schon wie zu einer kleinen Familie zusammengewachsen, wir haben schon viel gemeinsam erlebt und man kennt sich gut. Das macht das Losfahren nicht leicht vermute ich mal. Aber was solls, tolle Menschen gibts hier überall. Das ist ja das Gute. (Hier mal der harte Riverside-Kern: Gal-Israel, Mael-France, Jarda-Tschechien, Ilil-Israel, James-New Zealand, Janine-New Zealand, Nicola-England, Betty-Österreich, Felix-Germany, Katrina-Germany und einige andere die kommen und gehen, insgesamt kommen wir denke ich auf immer mal 20 Leute.) Es kommt teilweise schon vor das man Leute in der Stadt trifft die man kennt oder als ich kürzlich inmitten der Orchards saß kam ein Radfahrer aus der Kommune, fasst schon etwas heimisch.
Gestern was wiedert mal eine Dancehall-Session, diesmal aber nicht so weit weg, sondern nur 10 min. zu Fuß von hier entfernt. Überrascht stellten wir bei der Ankunft fest das sich Auto an Auto reihte, rechneten wir doch eher mit einer ähnlichen Resonanz wie vor 3 Wochen an der Golden Bay.  Die Menge der Vans allerdings ließ erahnen das sicher 90% Durchreisende oder Backpacker waren, somit kamen wir uns dann schon etwas vor wie auf einer Dochdisko (wenn auch dieser Begriff der Party nicht gerecht wird, schon aufgrund der liebevollen Dekoration und Organisation von Leuten aus der Gemeinschaft hier). Insgesamt waren zu Stoßzeiten sicher 140 Leute da, für Neuseeland und   der Lage sicher eine überragende Zahl. Diese tanzen, quatschten, tranken – es wirkte schon sehr europäisch…Gegen 2 Uhr war dann Schluss für uns, noch etwas Nachtspeise in der Küche und ab ins Bett. Heute ist leider ein total verregneter Tag, schön blöd wenn das gerade auf den Sonntag fällt wo das doch der einzig freie Tag für die Erntehelfer ist. Statt Strand und Sonne gabs ersatzweise Eierkuchenfrühstück zu Mittag, Schlagzeug spielen und (endlich) Herr der Ringe Teil 1 (mit den Hobbitszenen aus Matamata) für alle auf einem großen Bildschirm, fetzt!

Tag 48 bis 53

Und doch kam alles ganz anders…wir erhielten eine Einladung von Charles ihn zu seinem Grundstück, unweit des Cape Farewell am Golden Bay, zu begleiten. Er tauchte Sonntag Abend 22Uhr im Hostel auf um mich vor die Entscheidung „wir fahren jetzt oder morgen früh ganz zeitig los“ zu stellen. Ich präferierte natürlich letztere Variante, Julia konnte er auch überzeugen und so starteten wir Montag früh um 8 den knapp 100km langen Weg gen Norden, passierten den Takaka Hill zum dritten mal, fuhren weiter nach Takaka und diesmal auch nach Colingwood. Zuvor machten wir Halt, da er seit 13 Jahren hier lebt kennt er einige verborgene Stellen am Strand wo kaum andere Menschen zugegen sind, wir aßen Frühstück am Strand – perfekt. Nächster Halt war dann Puponga, dieser Ort hatte eine interessante Geschichte denn es wurde bis Mitte des 20. Jahrhunderts Kohle abgebaut. Charles meinte aber das die wohl einzige transportfähige Bahnstrecke beschädigt wurde, danach schrumpfte de Ort von mehreren tausend auf ein paar wenige Hundert Einwohner. Die Kohle lag zu Hauff am Strand was ihm wiederum sehr zu Gute kam den sein Grundstück hat weder Wasser noch Strom, dafür aber einen einen kleinen Wohnwagen,einem Geräteschuppen und einer Feuerstelle. Wir versuchten uns danach im Fisch bzw Muscheln fangen mittels eines Fangnetzes jedoch ohne Erfolg. Anschließend ging es zum Cape Farewell (dem nördlichsten Punkt der Südinsel, witziger weise auch 40km nördlicher als Wellington welches auf der Nordinsel ganz im Süden liegt) und weiter zum Wharakiki Beach. Dort wanderten wir eine Weile, trafen erst auf eine ausgewachsene Robbe, danach auf zwei weitere und schlussendlich auf 7 Jungtiere welche wir dank des steigenden Wasserstandes eine gute Stunde aus nächster Nähe beim planschen beobachten konnten. Der Abend war dann richtig cool, wir haben endlich mal leckere Würstchen gegessen, garniert mit Salat, Steaks und Bier (wie ordinär), das Ganze nur mit Feuerholz über einer Feuerstelle zubereitet, dazu endlose Gespräche über seine Gründe auszuwandern, das heutige Europa und Fussballspieler und -vereine der 90iger Jahre. Irgendwann in der sternenklaren Nacht war dann aber auch Schluss, am nächsten Mittag fuhren wir wieder in die Zivilisation nach Riverside.
Am Mittwoch war wieder Community Lunch, diese Woche allerdings megalecker mit Nudel-, Möhren und gemischten Salat, dazu das für mich immernoch unerreichte selbstgemachte, warme Brot. Das Highlight allerdings am Donnerstag der OpenMic Abend in Marahau, eine Art „Jeder der ein Instrument beherrscht kann auf der kleinen Bühne für das Publikum spielen“. Es war Felix der die „Riverside Band“ auf die Tafel schrieb, als wir dann ausgerufen wurden gab es dann auch kein zurück mehr und es wurde sehr lustig improvisiert (LineUp: Patrick – Guitars, Felix – Bass, Mael – Bongos und ich an den Drums). Die Belohnung in Form von tanzenden Menschen, Applaus und ein Freibier für jeden Musiker nahmen wir gern entgegen. Mal sehen ob wir diese Woche eine Reunion feiern oder ob die Riverside Band nur ein „OneHitWonder“ war. Ob des fehlenden Schlafes konnte ich gestern der Einladung von Charles zur lustigen Kartenspielrunde nicht folgen, es hat auch die ganze Nacht aus Eimern geschüttet.

Im Allgemeinen merkt man schon das der Sommer vorüber ist, auch wenn mich das ein bisschen traurig und sorgenvoll macht aufgrund der noch vielen verbleibenden Nächte im Bus oder Zelt. Wir haben jedenfalls beschlossen zeitnah wieder die Reise gen Süden anzutreten, was hier aber halt eher Kälte statt mediterrane Wärme bedeutet…
Morgen allerdings geht’s erstmal in den Abel Tasman Park, der 50km lange Track wartet auf uns, wir hoffen ihn bis Dienstag geschafft zu haben 😉
To be continued…