Tag 14 bis 17

Hobbinton war genial, eine liebevoll und detailreiche aufgebaute Kulisse, eingesetzt in grüne Hügel abseits der normalen Verkehrsstrassen. Im Jahre 2000 wurden hier die Teile 1 und 3 von Herr der Ringe gedreht, um alle Gerätschaften, Trucks und andere schwere Dinge ran zufahren baute die NeuseelandArmy extra Anfahrtsstrassen. Wenn man den Film gesehen hat war es spannend die Stellen wieder zu erkennen und -zu entdecken was auch von der „Guide“ (=Reiseführerin) 8 sehr bildlich beschrieben wurde. Was für ein Aufwand der Film war erzählte sie an einem Beispiel: In Tolkiens Buch, was als Vorlage diente, war von einem Eichenbaum die Rede welche auf dem Haus der Hauptprotagonisten wuchs. Da weder eine Eiche vorhanden oder irgendwo in der Nähe war wurden kurzerhand Leute ausgesendet um eine passende zu finden. Diese wurde in kleine Scheiben zerlegt, nummeriert und vor Ort wieder zusammengeklebt, die fehlenden Blätter aus Taiwan eingeflogen und rangebastelt. Die knapp 2stündige Tour war kurzweilig, wenn es auch vor Ort vor Reisegruppen wimmelte und endete mit einem ortsansässigen Farmer der uns demonstrierte wie man ein Schaf schert (sein Rekord sind 300 am Tag. Fotos kann ich leider keine zeigen da bis vor 2 Monate hier gedreht wurde und der Film der Hobbits erst im Dezember in die Kinos kommt und höchster Geheimhaltung obliegt (wofür wir unterschreiben mussten).Wie ernst es denen ist wurde uns auch berichtet: wenn während der Dreharbeiten ein Privatflugzeug das Gelände überquerte wurde der Pilot nach der Landung abgefangen und ihm Kameras sowie die Pilotenlizenz entzogen – irre). Wer sich dennoch ein Bild machen will leiht sich am besten den ersten Teil von Herr der Ringe aus. Nachmittags ging es dann weiter Richtung Süden nach Taupo (wo wir dann auch zum Dienstag auf einem abgelegenen Zeltplatz übernachteten). Taupo ist eine recht auf die Adrenalienjunkies ausgerichtete Stadt, von Bungeejumpen, über Skydiving bis Wildwasserraften ist alles dabei. Besonders bemerkbar macht sich das auch an den vielen Geschäften für Biking, Kanusport etc. Nichtsdestotrotz wollten wir auch hier nicht länger verweilen denn an Horizont lockte schon der Tongarino Nationalpark mit seinen 3 Gipfeln (Mt. Ngauruhoe/2290m, Mt. Tongariro/1968m und der mit Schnee bedeckte Ruapehu/2797m). Der Nationalpark besteht seit 1887 und war damit der erste von mittlerweile 9(?). Ziel unseres Ausfluges sollte am Folgetag der mittlere der drei Gipfel werden. Der Tag bot besonders bei der Umrandung des Lake Taupo wunderschöne Ausblicke, am bzw. im See waren wir auch mal kurz. Abends haben wir dann in Whakapapa Village, eines der letzten Dörfer am Hang gehalten und nächtigen.
Von Patrick:
Das wäre nichts für Turnbeutelvergesser gewesen, wirklich, wie Maik wenns Blitz!
Es war noch dunkel, als in Whakapapa Village um 6 Uhr der Wecker klingelte, Kälte durchzog den Campingplatz und nur der rauschende Fluss schien wach, weshalb sind wir hier? Doch nicht etwa um bei Eiseskälte so früh aufzustehen. Na erst mal einen Tee kochen um nicht zu erfrieren, dann Zelt abbauen, Auto startklar machen, Katzenwäsche, das muss genügen. Jan, fahr doch schon mal den Wagen vor und ab ging es nach Pukeonake. Ein Schild wies uns nun die Richtung zum 19,4 km langen Tongariro Alpine Crossing, welcher unsere heutige Tagesaufgabe sein soll. Eine Hochgebirgstour im Tongariro Nationalpark. Es ist ein stark belaufener Track, in jedem Reiseführer ließt man darüber, es ist sogar von der wohl schönsten Tageswanderung der Welt die Rede.
Los ging es in gemäßigtem Schritt, allzu viele Höhenmeter legten wir in der ersten halben Stunde nicht zurück. Aber dann…von 1400m bis auf 1950m war es ziemlich hart und man merkte jede Zigarette, welche zu viel geraucht wurde. Belohnt wurde dies mit schönen Ausblicken ins Tal und oben sah es dann ähnlich einer Mondlandschaft aus, denn wir liefen zwischen zwei Vulkanen. Dem Mt Tongariro (1967m) und dem Mt Ngauruhoe (2287m), letzterer spielte eine tragende Rolle in „Herr der Ringe“ und ist einigen sicher als „Schicksalsberg“ ein Begriff. Es war schon beeindruckend, so dicht an solch einem Vulkan vorbeizulaufen, der auch noch so klassisch nach Vulkan ausschaut. Oben angekommen hatte man einen schönen Blick auf die nach Schwefel riechenden, aber herrlich blauen „Emerald Lakes“, den Blue Lake) und den beeindruckenden „Red Crater“. Diese Blicke teilten wir mit vielen weiteren Wanderern, man konnte den zurückgelegten Weg anhand einer Ameisenstrassen ähnlichen Linie verfolgen. Das DOC (Department of Conservation) zählte an manchen Tagen schon 1500 Menschen. Muss man nicht immer haben, aber mal was anderes. Nach ca. 7 Stunden waren wir wieder unten angekommen, belohnt wurde der  letzte Teil des Abstiegs noch mit Urwald ähnlicher Idylle und Schatten. Insgesamt eine schöne Tagestour, welche uns Wanderleihen aber doch ziemlich Kraft gekostet hat.
Am Morgen wachten wir auf, so verhält es sich meist bei uns. Nur das wir uns diesmal nach guten 10 Stunden Schlaf fühlten, als wären es nur 3 gewesen. Der Track hat uns doch schon etwas mitgenommen. Aber der super schöne Zeltplatz, den wir am Abend noch fanden, entschädigte das etwas.  Es gibt hier einige Zeltplätze vom Department of Conservation, welche man gegen eine geringe Gebühr, mit Kasse des Vertrauens, besuchen kann. Eine echt tolle Sache.
Gegen Mittag machten wir uns auf, um weiter Richtung Süden zu fahren. Noch ein kurzer Zwischenstopp in Whanganui, ein Englisch wirkendes Städtchen mit erstaunlich vielen Autos aus den 20ern. Schon auf der Landstraße kam ich mir vor wie bei Mafia (PC-Game). Apropos Landstraße, ein Klischee erfüllte sich. Eine Schafherde blockierte plötzlich die Serpentine, ein Auto überholte uns und machte sich Platz. Wie unhöflich und dreist dachten wir. Uns ließen die Schafe nicht durch, ein weiteres Auto überholte, schaute mich mit genervtem Blick an, und fuhr ebenso zügig hindurch. Die Schäfchen liefen hektisch beiseite, um nicht von dem Bulliden erwischt zu werden, manchmal schien es knapp. Aber scheinbar macht man das hier so. Wiedereinmal was neues kennengelernt. Nun sind wir ca. 150km von dem südlichen Ende der Nordinsel, sprich der Hauptstadt Wellington welches wir hoffentlich schon erreicht haben wenn ihr das lest (denn dort wollen wir das Wochenende und vielleicht noch mehr Zeit verbringen).

Nach 5 Tagen Internetabwesenheit haben wir auf der Strasse gen Süden eine Windmühle eines ExilHolländers gefunden der uns netterweise zu Tee und freien WLAN eingeladen hat.