Tunesien

Anstatt im Flugzeug zu sitzen und auf dem Rückflug 2h Panik zu schieben kann ich auch etwas konstruktives machen und die letzten 10Tage Revue passieren lassen. Hinter uns liegen sowohl etwas anstrengende Tage voller Aktivitäten als auch Stunden mit Ausruhen auf der Liege am Strand oder Pool. Während Julia schon Kenia und Tansania bereist hat war es für mich das erste Mal Afrika, wahrscheinlich eher „Afrika light“ denn Tunesien ist einer der wenigen Länder die vom Lebensstil eher an Europa dran sind, auch weil sie einst eine französische Kolonie waren. Daher ist die Sprache allgegenwärtig und auch die Mehrzahl der Touristen sind aus Frankreich. Letzte Woche Montag sind wir in früh morgens in Frankfurt gestartet, mittags standen wir dann schon in Tunis am Flughafen. Im Prinzip war es eine Reise nach Sizilien plus vielleicht 200km. Das wir es als Pauschalurlaub gebucht hatten wurden wir nach Passkontrolle und Rucksack aufladen direkt zur Unterkunft nach Hammamet (ca 60km südlich an der Küste) gefahren. Als ältestes Touristenzentrum des Landes hat Hammamet eine vielzahl an Hotels und Resorts, wenngleich die Hochzeit des Tourismus worüber sein dürfte. Wie uns erklärt wurde und ich auch gelesen habe hat das eine Vielzahl von Gründen über die Jahre, sowohl politisch (Anschläge von religiösen Gruppen, die Revolution 2011) als auch wirtschaftliche (die Finzanzkrise 2008, viel Konkurrenz in Nordafrika). Als größtes Problem der letzten Jahre wurde aber die Pandemie genannt wo der man sich erst langsam wieder erholt hat. Die Entscheidung, hier nicht 10Tage im AllInclusiveBunker zu verbringen fiel relativ schnell zumal das Wetter bei ca. 15Gras inkl. sehr starkem Wind nicht sonderlich zum baden einlud. So sind wir Dienstag gleich morgens zu einem Treffpunkt gelaufen wo sogenannte Luages standen. Leute, die nach Tunis fahren wollen können für wenig Geld in Kleinbussen in die Hauptstatdt fahren, Preis ca 3€ und gefahren wird natürlich nur wenn das Auto voll ist….also ohne festen Fahrplan. Für uns war es perfekt, gegen 11Uhr standen wir in der Medina (Altstadt). Zur sich langsam erholenden pandemischen Situation kam noch das am 2.4. der Fastenmonat Ramadan im arabischen Raum begann. Alle Gläubigen verzichten somit auf Speisen, Getränke und bsp. auch das Rauchen zwischen Sonnenauf- und -untergang. In der Stadt war quasi auch alles an Restaurants und Cafés, lediglich ein paar Läden hatten offen. Auch stand an zentralen Plätzen überall Militär rum, eine Folge des Auflösung des Parlaments durch den aktuellen Präsidenten. Noch war die Stadt relativ ruhig wenngleich ein paar Tage später Demonstration durch die Straßen zogen. Die Medina war voller enger Gassen und ich habe ein Gefühl dafür bekommen wie das Leben vor langer Zeit hier ausgesehen hat. An einer großen Hauptverkekehrsstraße war dann das ganze Gegenteil zu sehen, riesige (teils verwaiste) Gebäude- und Hotelkomplexe, das Kulturzentrum der Stadt, ein Stadion vom ansässigen Erstligisten Africa Tunis und (für uns als letzte Station des Tages) der sehr schöne japanische Garten im Norden. Da die Straßen im Laufe des Tages hektischer wurden fanden wir da etwas Ruhe und schmiedeten Pläne für die nächsten Tage.

 

Nach einem kurzen Abstecher am Mittwoch zu einem sehr unterhaltsamen Fussballspiel in Hammat-Lif, einem Vorort von Tunis, saßen wir Donnerstag das dritte mal im Shutte gen Norden zum Flughafen. Ziel war das im Südwesten gelegene Tozeur was quasi das Gateway zur Saharawüste ist. Die Stadt an sich ist nicht groß und hat vielleicht 20000Einwohner. Für Touristen ist die interessant da in der Nähe sowohl einige Oasen als auch 2 große Salzseen, der Chott-el-Jerid als auch der Chott-el-Garsa, liegen. Für Freitag hatten wir dann eine Ganztagestour gebucht wo alle Sehenswürdigkeiten im Umkreis von ca. 100km angefahren wurden. Abends waren wir aber erstmal seht lecker essen, neben Vorsuppe und Omelett, gab es Hühnchen und anschließend ein Dessert, das Ganze in richtig coolen Ambiente inkl. elektronischer Tanzmusik. Draußen war dann dank Fastenbrechen abends viel los, nur an die nächtlichen Weckrufe welche gegen 4Uhr durch die Straßen hallten musste ich mich erst gewöhnen. Die Tagestour ging dann auch zeitig los, zu allem Überfluss auch meine Erkältung die richtig ausgrbrochen ist. Also mit Nase voll und gepacktem Rucksack zum Treffpunkt und unseren Guide getroffen. Da neben arabisch in Tunesien nur französisch funktioniert mussten wir an dem Tag tief in unseren Grundkenntnissen der Schulzeit suchen, die Kommunikation lief aber trotzdem ganz OK. Erster Stop war der Salzsee, von weitem war dieser schon zu sehen doch wie sich später rausstellen sollte war das eine klassische Täuschung der Sinne. Zu dieser Jahreszeit hat der „See“ nämlich kein Wasser, wir fuhren quasi näher und näher ran und es hat sich aber an der ausgetrockenden Umgebung nichts geändert. Ich fand das sehr beeindruckend, das gab mir aber ungefähr auch eine Vorstellung wie wertvoll Wasser in dieser Region sein muss und wie rar. Nächster Stop war eine Oase, inmitten der hügeligen Landschaft standen Palmen und es gab eine kleine Siedlung. Der lokale Guide konnte gut deutsch sprechen und lebte vor 2000 teilweise selbst als Nomade. Er hatte viele interessante Details zu berichten, zum Beispiel das es dort seit über 2Jahren (!) nicht mehr geregnet hat. Dennoch gab es kleine, künstlich angelegte, Wasserläufe und neben einigen Felsen ebenso kleinere Ansammlungen von größeren Pfützen. Die Außentemperatur dürfte mittags schon bei über 30Grad gewesen sein, einzige Einnahmequelle waren die wenigen Touristen und der eher schlecht laufende Souvenirverkauf. Für mich persönlich war die halbe Stunde Rundgang dennoch das Highlight des Tages, wenn ich mir auch schwer vorstellen kann wie solche sozialen Gruppen in solchen Verhältnissen funktionieren – alles steht und fällt mit der Anwesenheit von ausländischen Gästen. Danach waren wir in weiteren Felsregionen, Hügellandschaften, an der Grenze zu Algerien und hatten wieder ein (zu übertriebenes, aber leckeres) Essen mit 4+x Gängen in einem kleinem Dorf. Natürlich schwingt aber auch das Gewissen mit was einem zwingt aufzuessen wo doch alle um einen rum am verzichten sind, in dem Falle war das aber völlig unmöglich. Aufgrund dieser Völlerei gab es abends auch nur Salat für mich. Den Abschluss der Tour bildete der Trip in die Wüste, mal fix von der Hauptstraße rechts abgebogen und endlich Richtung der nächsten Fata-Morgana gefahren und plötzlich stand da, mitten im Nichts, eine Requiste eines großen Torbogens. Hollywood hatte scheinbar mal einen Faible für Tunesien denn der nächste Stop war Nefta, bekannt dafür das in den 70er Jahren hier die Star Wars Filme gedreht wurden. Ich bin da nicht sonderlich Fan von aber speziell für Julia war das schon cool zwischen den Hütten und aus den Szenen bekannten Requisiten zu stehen. Wir sind dann noch etwas über die Sanddünen gedonnert und hatten das ein oder andere Mal die Luft angehalten ob der Schieflage des Geländewagens. Anschließend ging es wieder zurück nach Tozeur und am nächsten Tag die 6h im Bus zurück zum Hotel nach Hammamet. 

Da die Schnupp inzwischen zu Julia weiter gewandert ist haben wir die restlichen Tage bei schönsten Sonnenwetter mit Entspannung verbracht und das ein oder andere Mal das recht reichhaltige Buffet besucht 😉